2014 Advent Reflektionen– “Türen und Pfade”; Donnerstag, den 6. Dezember

empty shoes Nicholas

“Wir haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.  Ist jemand prophetische Rede gegeben, so übe er sie dem Glauben gemäß. Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er.  Ist jeamnd Lehre gegeben, so lehre er. Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er.  Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Sthet jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er’s gern.”

Römerbrief 12, 6-8, Lutherbibel

Jemand, der nicht aus bestimmten Regionen in Europa stammt, mag sich das obrige Bild anschauen und sich fragen, was das den mit Advent zu tun hat. Es scheint, als habe eine Großfamilie ihre Schuhe vor die Tür gestellt, was ist daran schon besonders?

Aber dann erzählen diese Schuhe eine besondere Geschichte.  Diese Schuhe werden mir Hoffnung, Zuversicht, udn Erwartung vor die Tür gestellt.  Viele Europäer feiern den Nikolaustag am 6. Dezember.  Uns diese Schuhe spielen dabei eine große Rolle.

Aber nun  einmal ganz von vorne.  Wer ist oder war dieser Nikolaus, dessen immer noch heute in vielen Teilen Europas gedacht wird? Nikolaus war ein Bischof von Myra (heutige Türkei) im 4. Jh. n. Chr.  Er was ein einflußreicher Theologe, und ein Verteidiger des rechten Glaubens gegenüber den vielen Irrlehren und Häresien, die es im 4. Jh. gab.   Nikolaus verkörperte all jene Tugenden, von denen Paulus in Römer 12 spricht.  Aber Nikolaus ist vor allem für seine Barmherzigkeit und seine Großzügigkeit bekannt.  Eine bekannte Legende erzählt, wie Nikolay einer verarmten Familie anonym aushilft: der Vater konnte seinen Töchtern keine angemessenene Mitgift stellen, und somit waren die Mädchen zu einem Leben in Sklaverei verdammt. Der Vater war zu stolz, Hilfe anzunehmen, und so griff Nikolaus zu einer besonderen Taktik: gemäß Tradition, Nikolaus kam zum Haus der Familie in der Mitte der Nacht, und warf Münzen durch den Schornstein (oder das Fenster), das dann in einigen Strümpfen landete, die nahe des Fauers zum Torcknen aufgehängt waren (klingt das irgendwie vertraut?). Die Geschichte nahm ein gutes Ende, denn nun hatte der Vater genug Gled für die Mirgift, und die Mädchen mußten nicht in die Sklaverei verkauft werden.

Nun mag diese Geschichte eine Legende sein, aber es gibt Indizien dafür, daß Nikolaus des Nachts Geschenke vor den Türen der Armen legte. Heute noch wird Nikolaus in der Orthodoxen und der Römisch-Katholischen Tradition als Schutzheiliger der Kinder und der Bedürftigen verehrt.

Also kann man nun leicht erraten, warum die Schuhe im obrigen Bild am Nikolausabend vor die Tür gestellt wurden.  Am nächsten Morgen sehen die Schuhe dann eher so aus:

filled shoes nicholas

Gefüllt mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken, die (angeblich) vom Nikolaus beschert wurden.  Denn Nikolaus liebt alle Kinder (und die Junggebliebenen auch).  Die freudige Erwartung, mit der die Schuhe am Abend vor die Tür gestellt wurden, wird erfüllt, wenn dann am nächsten Morgen die Tür wieder geöffnet wird.

Die Geschichte vom Nikolaus (der, wenn Sie es noch nicht erraten haben, ist der Mann, der Santa Claus inspiriert hat), lehrt uns so einige Dinge. Zunächst einmal: Leute erinnern sich hauptsächlich an uns wegen unserer Großzügigkeit und Barmherzigkeit, und nicht, weil wir so schlau sind oder gute Ratschläge geben. Man erinnert sich an uns, wenn wir die Liebe Gottes mit all jenen in Not teilen – und so Christus in der Dunkelheit der Welt verkündigen.  Etwas anderes, das die Geschichte vom Nikolaus uns lehrt: wenn wir unsere Schuhe nicht voller Hoffnung und Zuversicht, das sie gefüllt werden, vor die Tür stellen, wie können wir erwarten, Gottes Fülle an Gnade und Gaben zu finden, wenn wir am Morgen die Tür öffnen?

Ich wünsche allen einen gesegneten Nikolaustag, erfüllt mit der Güte Gottes.