Kennen Sie das noch? Die typisch deutschen Lebkuchen. Mit Zuckerguss oder Schokoladenüberzug, als Boden eine Oblate. Für mich seit frühester Kindheit unverwechselbar mit der Advent- und Weihnachtszeit verbunden. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber sobald es in Deutschland kälter wird, fange ich an, mich auf die schönen Dinge der kalten Jahreszeit zu freuen. Dazu gehören heißer Tee, kuschelige Decken und ein knisternder Ofen genauso wie Glühwein und diese leckeren Lebkuchen.
Schade nur, dass man zumindest in Deutschland der Weihnachtszeit bereits Anfang Advent schon fast wieder überdrüssig ist. Seit Ende der Sommerferien, also Anfang September kann man nicht nur allerlei Weihanchtsschnickschnack und Schokoladennikoläuse kaufen. Nein noch viel schlimmer. Hin und wieder sind bereits die typischen Weihnachtsschlager wie „last Christmas“ zu hören. Statt Advent, statt Ankunft, statt Besinnung und Vorbereitung auf die Geburt Christi stehen die Werbespots für die neuesten Lichterketten im Vordergrund. Seien Sie mal ehrlich zu sich. Steigen wir nicht auch auf und lassen uns mitreißen von dieser Wirtschaftswelle des Konsums?
Heute ist der erste Advent. Ein altes Fest mit einer alten Tradition. Ursprünglich war der Advent nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern auch eine Zeit des Fastens. Man wollte sich bewusst auf das Kommen unseres Herrn vorbereiten. Aber die Zeiten ändern sich. Heute brauchen wir diese Zeit vor Weihnachten, um Geschenke zu besorgen, Essen einzukaufen, Kekse zu backen, Weihnachtspost zu schreiben, Die Liste ließe sich wahrscheinlich endlos verlängern. Der Beginn des Advents und die Aufmachung in den Geschäften erinnern uns daran, was wir noch alles zu tun und vorzubereiten haben. Die frohe Botschaft rückt dabei nur allzu leicht in den Hintergrund
Früher war alles besser. Vielleicht war es aber auch zu den Zeiten des Evangelisten Markus schon so, dass das Kommen des Menschensohnes als Unwichtig oder gar sekundär empfunden wurde, weswegen er sich gezwungen sah folgende dramatischen Zeilen zu schreiben: Aber zu jener Zeit, nach dieser Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Aber zu jener Zeit nach dieser Bedrängnis…, dann wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren…
Muss es denn wirklich noch schlimmer und noch finsterer werden? Hatte denn nicht ein jeder von uns schon genug Bedrängnis im letzten Jahr? Haben wir nicht alle genügend sorgenvolle Momente überstanden, gehofft dass die Krankheit nicht von Dauer ist. Gebetet, dass einem lieben Menschen Gutes wiederfährt. Oder an den Feiertagen des Novembers um unsere Verstorbenen getrauert?
Aber es ist ok Angst zu haben, sich bedrängt zu fühlen, nicht weiter zu wissen. Selbst Jesu hatte Angst. Er zitterte und weinte und betete Herr, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen.
Doch die Angst, das Verzweifeltsein hat nicht das letzte Wort. So spricht Jesus weiter: – Er sagt: Seid getrost, seid guten Mutes. Ich habe die Welt überwunden!! Auch Markus ist sich dessen bewusst, als er weiter schreibt: Und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und dann wird er die Engel senden und wird seine Auserwählten versammeln von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Es ist die Zusage Jesu, der wir vertrauen dürfen. Er verspricht uns, dass unsere Angst und unsere Dunkelheit begrenzt sind. Sein Licht scheint in die Dunkelheit. Denn bei Gott ist es hell. Dort ist das Licht am Ende des Tunnels. Wie eine Kerze, die die Nacht erleuchtet, weist sie uns den Weg. Erst ganz vorsichtig und klein. Dann immer größer und heller werdend, bis das Licht alles umgibt und nicht mehr zu übersehen ist. Bis ER ankommt. Der Menschensohn.
Der Advent dieses Jahr steht unter dem Motto: Wie soll ich dich empfangen? Eine gute Frage, bei einem solch gewaltigen Ereignis. Finden sie nicht auch? Empfangen hat auch immer etwas zu tun mit bereit sein. Mit Vorbereitung. Es ist wie mit einem langerwarteten Besuch. Das Haus wird geputzt und geschmückt, Kuchen gebacken und das gute Geschirr aus dem Schrank geholt.
Aber wie empfängt man Christus? Indem wir schon im August oder September Lebkuchen kaufen und Weihnachtslieder hören? Wohl eher nicht! Markus lässt diese Frage offen….
Doch im Kirchenjahr kommt der Advent einem Neuanfang gleich. Mit dem Totensonntag endete das Kirchenjahr. Wir haben die Zeit der Trauer, der Depression und der Bedrängnis überwunden. Wir dürfen nach vorne schauen. Von vorne anfangen! Unsere Altlasten hinter uns lassen. Mit der Zeit des Advents wird uns ein Geschenk zu teil. Nach der dunkelsten Nacht. Nach der absoluten Hoffnungslosigkeit beginnt etwas Neues. In der Offenbarung heißt es. Die alte Welt ist vergangen. In die dunkle Nacht leuchtet also nun das Licht des kommenden Menschensohnes.
Es ist wie in dem Kinderspiel: „Ich sehe was, was du nicht siehst“ Markus richtet seine Augen auf das wesentliche. Auch, wenn wir davon ausgehen müssen, dass seine Zeit keineswegs besser war als die unsere. Er zeigt uns den Weg, den wir gehen sollen – er zeigt uns wie wir uns vorbereiten sollen. Er geht uns auf dem Weg zum Licht mit großen Schritten des Vertrauens voraus. Er weiß, dass er irgendwann eine bessere Welt erfahren wird. Eine Welt in der Gott ihm seine Augen trocknet. Er sagt: Ich sehe es: Ich sehe das, was du noch nicht siehst. Es ist wie eine leise Stimme, die zu uns spricht. „Da ist das Licht. Es ist da! Jesus ist da! Er ist in unsere Dunkelheit gekommen um unser Leben zu erhellen! Er ist das Licht in unserer Finsternis. Wir dürfen auf die frohe Botschaft vertrauen und sie für uns jedesmal auf’s Neue annehmen.
Doch dazu brauchen wir doch diesen Weihnachtsschnickschnack nicht? Geht es nicht viel mehr darum unserem Nächsten zum Licht zu werden? Uns Gegenseitig vor Augen zu halten, dass wir Grund zur Hoffnung haben. Geht es nicht viel mehr darum die richtigen Prioritäten zu setzen? Und der Ankufnt Christi in unserem Leben Raum zu gewähren?
In dem Büchlein „der kleine Prinz“ gibt der Fuchs eine weise Antwort. Meiner Meinung nach, könnte er diese Antwort genauso auf die Frage „wie soll ich dich empfangen“ geben, indem er sagt: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Denn der Fuchs verrät weiter: Ein jeder von uns ist für das selbst verantwortlich, was wir uns vertraut gemacht haben.
Auch die Ankunft Jeus ist eine Ankunft in unseren Herzen und nicht in der Krippe, in der Kirche oder gar im Fernsehen. Advent feiern bedeutet Christus wieder aufs Neue Einlass in unseren Alltag und unsere Herzen zu gewähren, damit wir eines Tages die bessere Welt schauen können. Denn man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.