Wochenreflektion in der Passionszeit – “Im Schatten des Kreuzes”; 26. Februar 2015

cruz de ferro

 

“Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.”

Matthӓus 11, 28 Lutherbibel

Das Kreuz, das im Bild zu sehen ist, wird ‘Cruz de Ferro’ (‘Eisenkreuz’) genannt. Es steht entlang der Wallfahrtsroute des ‘Camino de Santiago’ (Weg des Heiligen Jakobus) in Nordspanien.

Seit Jahrhunderten haben Wallfahrer diese anstrengende Reise, die in Santiago de Compostela (‘Heiliger Jakobus des Sternenfeldes’) endet, unternommen.  Laut einer Legende ist Jakobus, der Bruder des Johannes, in Santiago bestattet. Der Wallfahrtsweg beginnt an vielen verschiedenen Orten in Europa, doch der bekannteste (und am meisten begangene) Abschnitt beginnt St. Jean-Pied-de-Port auf der franzӧsischen Seite der Pyrenӓen und ist ca. 800 km lang.  Man braucht ungefӓhr sechs Wochen, um diese Strecke zu Fuβ zu gehen. Jedes Jahr gehen noch immer tausende auf diese Wallfahrt, um Gott und/oder sich selbst zu finden.

Das ‘Cruz de Ferro’ am Wegesrand dieser Wallfahrtsroute hat eine besondere Bedeutung. Wie Sie im Bild sehen kӧnnen, ist am Fuβe des Kreuzes ein gewaltiger Haufen von Steinen angesammelt. Seit vielen Jahrhunderten haben Wallfahrer und –fahrerinnen einen Stein aus ihrer Heimat mitgenommen, um ihn am Fuβe dieses Kreuzes abzulegen. Dieser Stein symbolisiert alle emotionalen Lasten, die so zu Füβen Jesu gelegt und ihm dadurch anvertraut werden. Dieses Ritual ist von vielen Wallfahrern als ein bewuβter Akt des Loslassens beschrieben worden.

Wir sind nun auf unserer Reise, unserer Wallfahrt durch die Passionszeit. Und ich hoffe, daβ wir uns dessen bewuβt sind, daβ es bei unserer Wallfahrt durch diese Saison nicht um Niedergeschlagenheit geht, sondern um das Leben in Christus und das Leben im Schatten des Kreuzes. Eine wichtige Sache, die wir als Christen und Christinnen tun, ist, uns Gott zu ergeben, und loszulassen – und all unsere Lasten und Sorgen Jesus zu Füβen zu legen. Nur, wenn wir unser ganzes Leben mit all seinen Aspekten Gott ergeben, haben wir die Freiheit, unser gottgeschenktes Leben in seiner Fülle zu leben.

Wir sind hier viele tausende Kilometer vom ‘Cruz de Ferro’ und dem Berg von Steinen zu seinen Füβen entfernt – ich mӧchte Sie daher einladen, dieses Ritual dort zu imitieren, wo Sie gerade sind in Ihrer Wallfahrt durch das Leben. Suchen Sie nach einem Stein in Ihrem Haus, an Ihrem Arbeitsplatz, oder auf einem Spaziergang. Halten Sie ihn in Ihrer Hand, und überlegen Sie, welche Lasten Sie gerade tragen. Denken Sie an die Einladung Jesu, alles ihm zu überlassen, und Erquickung und Frieden bei ihm zu finden. Und dann legen Sie den Stein nieder.  Lassen Sie los. Sollten Sie kein Kreuz zuhause haben, lade ich Sie ein, den Stein in die Matthӓusgemeinde zu bringen, und dort am Fuβe des Altarkreuzes abzulegen. Oder Sie kӧnnen einen bestimmten heiligen Ort in Ihrem Haus oder Garten designieren, wo Sie Ihre Lasten niederlegen.

Mӧge Ihre Wallfahrt gesegenet sein. Und mӧgen Sie Frieden bei Gott finden.