Predigt zu Johannes 21, 1-19; Zweiter Sonntag nach Ostern – 10. April 2016

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Frohe Ostern!  Das hören wir jetzt eigentlich gar nicht mehr, oder? Ostern ist noch lange nicht vorbei, wir haben noch weitere vier Wochen in der Osterzeit, wir feiern immer noch die gute Nachricht des Ostermorgens und das neue Leben, und doch scheint es fast, als sei Ostern wieder in der Versenkung verschwunden, wie mitsamt den ganzen Ostersachen, die wir vor einigen Wochen noch in den Geschäften gesehen haben.

Und ich muß zugeben: der Ostersonntag ist schon etwas besonderes. Wir begehen 7 Wochen der Passionszeit, wir gehen mit Jesus Christus den Weg zum Kreuz, und haben diese gewichtige Zeit der Reflektion und der Umkehr – und dann, wenn die Welt am dunkelsten scheint, hören wir die gute Nachricht, daß Christus von den Toten erstanden ist. Halleluia, das ist so wunderbar und überwältigend schön.

Doch dann, nach all dem Feiern, geht’s dann wieder zur Arbeit. Und wie übertragen wir die Freude und das überschwengliche Feiern in den Alltag, da wir nun von unserem Oster-High, und für viele bedeutet das auch vom Zucker-High, wieder runterkommen? Im Alltag gibt’s eben nicht immer was zu feiern. Wie verwandeln wir unseren Glauben an die Osterbotschaft in einen aktiven, gläubigen Lebenswandel?

Nun sind wir nicht die einzigen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen. Die heutige Geschichte aus dem Evangelium handelt von der Schwierigkeit der Jünger, mit den Ereignissen des Ostertages umzugehen. Was passiert also nach der Auferstehung? Was passiert, nachdem die Jünger es endlich schnallen: er ist wahrhaftig auferstanden? Was passiert, nachdem sie Christus sehen und erkennen? Was passiert, nachdem Thomas bekennt: Mein Herr und mein Gott? Wie drückt sich dieses Bekenntnis im Leben der Jünger aus, als sie wieder in ihren Alltag gehen?

Der Übergang von der Freude über die Auferstehung Christi in ein neues und verwandeltes Leben ist nicht so einfach für die Jünger.  Ja, sie haben den auferstandenen Christus erfahren, doch fehlt es ihnen nach Anweisungen, wie es denn nun weitergehen soll. Genauso, wie wir uns nach Ostersonntag vielleicht fragen: Und, was nun? – so geht es auch den Jüngern. Sie wissen gar nicht so recht, wie sie den nun ihren Glauben in Wort und Tat auch leben sollen.

Doch was Petrus und die anderen Jünger zu verstehen scheinen, ist: es ist Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen. Sie wissen, daß sie nicht endlos im Glanz und der Glorie des Ostermorgens ruhen können. Und so greifen sie auf etwas zurück, mit dem die meisten von ihnen vertraut sind: Fischen.

Doch alles ist nun anders. Alles ist anders, seitdem die Jünger mit Jesus den Weg zum Kreuz und darüber hinaus gegangen sind. Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Ich denke, es hat so seinen Grund, warum die Jünger zunächst keinen Fisch fangen. Die alten Wege, die alten Dinge, die alten Gewohnheiten bringen’s einfach nicht mehr. Ihr Glaube ruft die Jünger auf neue Wege, gibt einen neuen Sinn, und setzt neue Ziele.

Und mitten in ihre Unsicherheit hinein erscheint ihnen Jesus Christus. Zunächst erkennen sie ihn nicht, er erscheint ihnen als ein Fremder, doch folgen sie seinen Anweisungen: werft die Netze zur Rechten aus! Und, siehe, das Wunder geschieht, das Netz ist zum Bersten voll, und es bedarf der Anstrengung aller im Boot, den Fang einzuholen. Und dann erst erkennen Petrus und die anderen den Herrn.

Nun ist Johannes, der Evangelist, nicht dafür bekannt, eine alltägliche, profane Situation zu beschreiben. Das Evangelium des Johannes ist voll von Symbolen und einer tieferen Bedeutung. Johannes spricht hier nicht nur über das Fischen, sondern – das Fischen von Menschen. Es geht hier um die neue Aufgabe, es geht hier um die Mission der Jünger, zu der sie berufen sind. Diese Arbeit ist die Konsequenz des Ostermorgens. Und bei dieser Arbeit geht es um das Teilen, das Mitteilen der frohen Botschaft dieses liebenden Gottes, der sich nicht zu schde war, unsere Menschlichkeit mit all ihren Erfahrungen anzunehmen und sein Leben zum Heil aller zu geben. Und hier verwandelt sich der theoretische Glaube in einen aktiven, gelebten Glauben.

Das gilt natürlich auch noch für uns heute. Nach unserem High vom Ostersonntag sollten wir uns nicht schlapp und verkatert fühlen, sondern erfrischt, erneuert, und ermutigt.  Wir sollten in der Hoffnung auf das neue Leben bekräftigt sein, und unseren Glauben in Wort und Tat leben, beleben und erleben, so daß die Osterbotschaft dort ankommt, wo sie so dringend nötig ist. Schließlich gibt es noch soviel Not und Leid und Trauer und Zerspaltenheit und Tod.

Mit der Anleitung Christi und unseren vereinigten Kräften , die wir in der Gemeinschaft haben, können wir Berge versetzen.

Hier nur eine Nebenbemerkung über die Anweisung Christi, das Netz zur Rechten auszuwerfen, da die Fische dort zu finden sind. Finden geschieht bei Johannes nicht aus Zufall. Finden ist vom Suchen abhängig. Wer suchet, der findet, das kennen wir ja. Und wir haben alle bestimmt schon einmal Verstecken gespielt, da muß man suchen, bevor man die Mitspieler findet. Zu unseren Aufgaben nach dem Hören der Osterbotschaft gehört es, daß wir die aktiv aufsuchen, die der Hoffnung, der Liebe, unserer Hilfe und des neuen Lebens bedürfen. Also geht hin und suchet, dies könnte Christi Anweisung für uns heute sein.

Aber die heutige Evangeliumsgeschichte geht noch weiter. Wir können Christi erste Anleitung mit ‚Geht hin und suchet‘ zusammenfassen, aber dann gibt es da noch die sehr anrührende Szene zwischen Jesus und Petrus. Nachdem sie alle gegessen haben, nachdem sie also alle Gemeinschaft um ein Mahl herum erlebt haben, fragt Jesus den Petrus dreimal: Petrus, hast du mich lieb? Es ist widerum kein Zufall, daß diese Frage dreimal gestellt wird; hier wird die dreifache Verleugnung Jesu durch Petrus vor der Kreuzigung widergespiegelt. Jesus gibt Petrus die Gelegenheit, sich zu rehabilitieren, und zu heilen. Petrus hat dreimal ‚nein‘ zu Jesus gesagt, nun hat er die Gelegenheit, dreimal ‚ja‘ zu sagen. In einem gewissen Sinne sind Petrus und Jesus nun quitt.

Aber dieses klare ‚Ja‘ zu Jesus führt zur Verantwortung, nämlich die Herde zu weiden und sich um jene zu kümmern, die zur großen Herde dazugehören – und die, die verloren sind. Glaube ist leer, wenn er nicht gelebt wird. Und so haben wir dann nicht nur die Anweisung Christi, hinzugehen und zu suchen, sondern es geht noch weiter: kümmert euch um die, die ihr findet. Nähret sie. So geben wir Zeugnis von unserem Glauben ab.

Nun wäre es keine frohe Osterbotschaft, wenn wir nur die Anweisungen Jesu hier hören würden: geht hin und suchet, und dann kümmert euch um meine Herde. Nein, wir können all diese Dinge gewiß tun, da wir ein neues Leben, eine neue Chance in Christus empfangen haben. Jesus Christus sitzt im selben Boot mit uns. Und bedenken Sie auch: Gott beruft uns in die Gemeinschaft. Wir sind eine Herde, alle zusammen. Und genauso, wie wir dazu berufen sind, uns umeinander und um den Nächsten zu kümmern, so sind wir gleichzeitig auch die Lämmer und Schafe – und Gott kümmert sich um uns. Wir geben und empfangen gleichzeitig. Bei Jesu Worten geht es um die Gegenseitigkeit – wir bauen einander auf, wir kümmern uns umeinander, wir nähren einander, wir helfen einander, im Glauben zu wachsen und zu reifen. Wir sind nie allein. Wir haben einander – und wir haben Christus an unserer Seite, wohin wir auch gehen.

Gott sei Dank!

Amen