(Als nun Jesus starb,) sprach er: Es ist volbracht! Und neigte das Haupt und verschied. Weil es aber Rüsttag war und die Leichnahme nicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über – denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag -, baten die Juden Pilatus, daβ ihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Soldaten und brachen dem ersten die Beine und auch dem anderen, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daβ er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern einer der Soldaten stieβ mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.  Johannes 19, 30-34

Unsere Reise durch die Wildnis der Wüste auf der Suche nach lebendigem Wasser hat uns bis zur Karwoche geführt. Am Karfreitag stirbt Jesus am Kreuz – und dies ist ein grausamer Tod, wie die Erzählung im Johannesevangelium ganz klar sagt. Doch selbst am Kreuz finden wir das Bild vom Wasser – dem Wasser, das flieβt, als Jesus in die Seite gestochen wird.  

Dieses Wasser ist oft symbolisch als Taufwasser gedeutet worde, welches, gemeinsam mit dem Blut Christi, das wir im Abendmahl zu uns nehmen, uns neues Leben gibt und uns erhält. Dies ist das Wasser, das zum ewigen Leben quillt (siehe Johannes 4,14).

Gott hat die Macht, neues Leben selbst durch den Tod zu geben. Das Leben setzt sich durch, starrsinnig und beharrlich. Das Leben ist in dem verborgen, was tot erscheint.

Vor ein paar Jahren gab mir eines meiner Gemeindeglieder – eine alte Frau, die in einem Pflegeheim fröhlich auf ihren Tod (und ihre Auferstehung) wartete – eine sogenannte ‘Auferstehungspflanze’, die auch als ‘Rose von Jericho’ bekannt ist. Sie gab mir diese Pflanze mit einem verschmitzten Lächeln . Nun sah diese Pflanze nicht wie eine Pflanze aus, eher wie ein vertrocknetes Kraut.

Die Frau sagte mir dann, daβ ich doch etwas Wasser in den Teller, in dem sich das Pflänzlein befand, tun solle. Also lieβ ich etwas Wasser in den Teller laufen – und in wenigen Minuten wurde die Pflanze wiederbelebt und entfaltete sich.

Die Dame, die mir dieses Geschenk gemacht hatte, ist schon vor einigen Jahren verstorben – und immer, wenn ich die Auferstehungspflanze anschaue, muβ ich an sie denken. Ich bin mit sicher, daβ ihre fröhliche Zuversicht gerechtfertigt war und sie zum ewigen Leben erweckt wurde, wie auch Christus zum ewigen Leben erweckt worden war.

Und ich bin noch so wie am ersten Tag von der Auferstehungspflanze fasziniert. Sie steht bei mi rim Regal im Kirchenbüro, in der Regel vernachlässigt. Manchmal kümmere ich mich monatelang nicht um sie. Doch ab und zu erninnere ich mich dann doch an die Pflanze und gebe ihr etwas Wasser – und immer wieder wir sie neu belebt und entfaltet sich.

Das Leben ist oft in dem versteckt, was tot erscheint. Gott hat die erstaunliche Macht, dem Leblosen, dem Verzweifelten, dem Hoffnungslosen Leben zu geben. Da gibt es den nie versiegenden Strom des lebendigen Wassers, das von Gott her flieβt – in alle wüsten Zeiten und Orten unseres Lebens; Wasser, das zu einem neuen Leben, dem ewigen Leben quillt.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche.