Vor ein paar Monaten fiel es einigen meiner Kollegen und Kolleginnen auf: dieses Jahr fallen Aschermittwoch und Valentinstag zusammen. Es gab da einige, die sich darüber Sorgen machten – schlieβlich ist Aschermittwoch der erste Tag der Passionszeit, in der viele Glӓubige fasten oder etwas aufgeben (‚Sieben Wochen ohne‘); am Valentinstag auf der anderen Seite gehen viele so recht in die Vollen, mit Pralinen, Wein und romatischen Restaurantbesuchen. Wie gehen wir damit um? Für welchen Gedenktag entscheiden wir uns?  

Nun kam jemandem im englischsprachigen Raum eine geniale Idee: ‘Keep Lent in VaLENTine’s Day’; das kann man leider nicht gut ins Deutsche übersetzen – das englische ‚Lent‘ heiβt da Passionszeit, das kriegen wir leider in den Namen ‚Valentin‘ nicht rein.

Aber da ist etwas dran: Valentinstag und die Passionszeit im Zusammenhang zu sehen. Lassen Sie uns dazu die Legende vom heiligen Valentin betrachten.

Nun weiβ wahrscheinlich die Mehrheit derer, die den Valentinstag romantisch begehen, nicht, wer der heilige Valentin eigentlich war. Zugegebenermaβen wissen nicht einmal Kirchenhistoriker genau, wer Valentin war. Was wir wissen, ist, daβ sich die Legenden, die wir heute kennen, auf einen historischen Valentin beziehen, der im römischen Reich im 3. Jh. n. Chr. lebte und am 14. Februar den Martyrertod erlitt. Nun gibt es aber zwei – vielleicht sogar drei – Heilige auf der italienischen Halbinsel im 3. Jh., die diesen Namen trugen, und laut verschiedener Annalen starben sie am 14. Februar.

Es gibt auch mehrere Legenden, die die Figur des heiligen Valentin umranken – und das überascht vielleicht nicht, wenn man bedenkt, daβ da eventuell die Geschichten mehrerer Valentins in eine Person verwoben wurden. Die Geschichte, die vielleicht den meisten bekannt ist, ist die, daβ Valentin, als e rim Gefӓngnis saβ und auf seine Hinrichtung wartete, die Tochter seines Gefӓngniswӓrters durch ein Gebet heilte und ihr einen (Liebes-?) Brief schrieb, den er mit ‚dein Valentin‘ unterschrieb.

Aber warum saβ er im Kerker? Das dritte Jahrhundert war überhaupt nicht christenfreundlich im römischen Reich. Christen und Christinnen wurden immer noch verfolgt, da sie sich weigerten, den Kaiser als Gott zu verehren. Einer Legende zufolge half Valentin Christen, und dies war damals mit dem Tode strafbar. Einer anderen Legende zufolge weigerte sich Valentin, den Kaiser als Gott zu verehren. Noch einer anderen Legende zufolge versuchte Valentin erfolglos, den Kaiser zum Christentum zu bekehren. Und die romantischte Legende: Valentin verheirate junge Leute einem Edikt des Kaisers zum Trotz; der Kaiser brauchte junge Mӓnner für seine Legionen und hatte einen Heiratsbann verhӓngt, denn gebundene Mӓnner sind schlechte Soldaten.

Was auch immer der Grund ist, warum Valentin den Martyrertod erlitt: er starb aufgrund seines Glaubens und seiner Liebe zu Gott und seinem Nӓchsten. Valentin bezahlte für seine Überseugung mit seinem Leben. Somit paβt diese Geschichte sehr gut in die Passionszeit, welche eine Zeit ist, in der wir über unsere Sünde reflektieren und auch darüber, was es heiβt, Christus nachzufolgen – eine Zeit, in der wir des Leidens und Sterbens Christi gedenken, der sein Leben gab, da Gott die Welt so sehr liebt.

Liebe und Passionszeit können nicht voneinander getrennt werden. Das Wort ‚Passion‘ deutet bereits darauf hin. Dieses Wort kommt vom lateinischen ‚passio‘, welches wiederum vom griechischen ‚pathos‘ kommt, und bedeutet ursprüglich ‚starkes Gefühl‘ oder ‚überwӓltigende Liebe‘. Im Kontext der christlichen Geschichte ist ‘Passion’ synonym mit ‘Leiden’ geworden. Doch ist dieses Leiden in Liebe gegründet: Gottes Liebe zu uns, und die Liebe der Heiligen zu Gott und Nӓchsten. Ohne die Liebe ist selbst ein Martyrertod nichtig (siehe 1. Korinther 13,3).

Vielleicht ist es also gar nicht so schlecht, daβ Aschermittwoch und Valentinstag mal auf ein und denselben Tag fallen. Vielleicht regt dies uns dazu an, über die Art der Liebe nachzudenken, die über die Romantik hinausgeht. Vielleicht ist es gut, an diesem Tag über die Tiefe und Weite der passionierten Liebe Gottes nachzudenken – eine Liebe, die Gott dazu führte, um der Welt willen zu leiden und zu sterben. Schlieβlich sind wir dazu berufen, jene Liebe mit allen zu teilen – Freund und Feind.