Vorwort zur heutigen Predigt:

Today is Reformation Sunday. This is a day we usually celebrate in the Lutheran Church as we remember how Martin Luther brought something new to the table and emphasized God’s amazing grace for all creation. Today, the message is going to be rather lighthearted.

In the light of yesterday’s murders at Tree of Life Synagogue in Pittsburgh, I would like to say at this point that Martin Luther is not just some hero we can put on a pedestal, not a man whose teachings we should adopt without criticism, but that he was a flawed human being, like the rest of us – saint and sinner at the same time, as he himself said.

Luther, especially in his later life, was a ranting anti-Semite, and unfortunately his strong words against the Jews were used consequently to justify violence against and the murder of millions of Jews.

So this is not only a day of celebration, but also a day for us as the church in the tradition of Luther to take honest stock of our heritage. This is a day to confess the sins committed in the name of the Lutheran Church. And this is a day for us, who we believe in the amazing grace and mercy of God, to boldly reject all hate and terror committed against any of God’s children, no matter, what religion they follow, and to stand with victims of violence.

I invite you to observe a moment of silence for the victims of yesterday’s assault on Tree of Life Synagogue. And since it is part Jewish tradition to place a rock on a grave stone to express one’s remembrance and grief, I will place a rock on our altar as an expression of our respect and our grief.

We will later remember the victims in our prayers as well.

 

Anspiel zum Reformationssonntag

Romans 3:19-28

  1. Oktober 2018

Katharina summt verӓrgert ‘Ein Feste Burg’, wӓhrend sie einen Besen im Takt schwingt.

Martin kommt dazu, zӧgert, als er die Stimmung seiner Frau sieht, dreht sich um und will sich aus dem Satub machen. Katharina sieht ihn jedoch.

Katharina: Ah, da bist du, Martin!

Martin (im süssen und beschwichitigenden Ton): Mein Schatz, mein lieber Herr Kӓthe, du Morgenstern von Wittenberg…

(macht Anstalten, Katharina zu umarmen, doch sie hӓlt den Besen kampfbereit vor sich)

Katharina: Komm mir nicht mit all deinen süssen Worten! Du solltest vor 2 Stunden hier sein – wo bist du gewesen?

Martin (schlӓgt sich an die Stirn): Ach – jetzt, da du’s sagst…

Katharina (seufzt): Einen hochgelehrten Professor habe ich zum Mann, der die Bibel vorne und hinten zitieren kann – sogar auf Griechisch! – aber wenn es zu alltӓglichen Dingen kommt, ist sein Hirn wie ein Sieb.

(wendet sich zu Martin)

Katharina: Kaufmann Kӧppe hat Hopfen und Malz geliefert, und ich konnte ihn nicht bezahlen.

Martin: Hast du es anschreiben lassen?

Katharina: Anschreiben – zum fünften Mal? Mein lieber Mann, Kӧppe ist ein guter Freund und geduldig wie ein Schaf, und wir haben seine Gutmütigkeit im Übermass ausgenutzt. Er braucht sein Geld – heute! Er hatte noch einige andere Geschӓfte zu erledigen und wird bald zurück sein, sein Geld bei uns einzutreiben.

(stellt den Besen beseite)

Katharina (streckt die Hand aus): Nur gut, dass heute Zahltag an der Universitӓt war. Das sollte reichen, um Kӧppe alle Schulden zu bezahlen.

(Martin greift zӧgerlich in seinen Mantel und zieht ein Geldsӓckchen hervor. Er wiegt es in seiner Hand, bevor er es Katharina übergibt. Katharina stutzt als sie das Gewicht spürt. Dann ӧffnet die das Sӓckchen und lӓsst die wenigen Münzen in ihre Hand fallen.)

Katharina: Martin! Das ist doch nicht alles?!

Martin (druckst): Nun, auf dem Weg nach Hause ist mir die junge Witwe Seiler begegnet. Wie du wohl gehӧrt hast, ist ihre einzige Ziege letzte Woche tot umgekippt, und sie muss nun Milch für ihre 5 Kinder teuer erkaufen. Und du weisst doch, wie schwer sie’s hat. Da habe ich ihr Geld gegeben, dass sie eine neue Ziege kaufen kann.

Katharina seufzt, aber sieht ihren Mann liebevoll an.

Katharina: Oh, mein barmherziger Mann! Ja, das tat wohl not. (Schaut auf die Münzen in ihrer Hand). Aber eine Ziege kostet keine 4 Taler, es sei denn, sie gibt flüssiges Gold anstatt Milch.

Martin: Ja, und dann kam ich am Marktplatz vorbei, wo der blinde August sitzt und bettelt.

Katharina: Lass mich raten, du konntest nicht an ihm vorbeigehen, ohne mit ihm zu schwatzen, für ihn zu beten und ihm eine Münze zu geben.

Martin (schaut etwas schuldbewusst): Ach, du kennst mich zu gut, meine liebe Kӓthe. Und dann lief mir unser Freund Pastor Bugenhagen über den Weg, und er hatte eine gar besorgte Miene, und so fragte ich ihn, was ihn bedrückt. Er erzӓhlte mir dann, dass das Dach der Marienkirche undicht ist und dringend repariert werden muss. Und da…

Katharina (seufzt): …hast du ihm eine Spende für das Dach gegeben. Martin, Martin, wird es je einen Zahltag geben, an dem das Sӓcklein voll sein wird, wenn du nach Hause kommst? Nur gut, dass dein Lohn nicht unser einziges Einkommen ist, sonst würden wir am Bettelstab gehen.

Martin: Nun übertreibst du aber, meine Liebe! Uns geht es doch gut! Uns wurde dieses grosse Haus vom Kurfürsten geschenkt…

Katharina: Eine Bruchbude, die ich erst einmal instand setzen musste!

Martin (lӓsst sich nicht beirren): …dank dir haben wir mehrere Felder ausserhalb der Stadtmauern, die uns mit Nahrung versorgen, und dann sind da auch die Studenten, die uns gut dafür bezahlen, dass sie unter unserem Dach logieren.

Katharina: Und die fressen uns die Haare vom Kopf!

Martin (beschwichtigend): Meine liebe Kӓthe, ich danke Gott jeden Tag dafür, dass wir es gut haben. Und ich danke Gott auch jeden Tag dafür, dass er mir solch eine tüchtige und kluge Frau an die Seite gegeben hat. Ich bin wahrlich ein reich beschenkter Mann! Nichts, nichts habe ich getan, dass ich solch einen reichen Segen verdiene.

Katharina: Na, du Schlingel, predigst du mir wieder?

Martin: Du bist mir meine liebste Zuhӧrerin, da du mich ungeschont wissen lӓsst, was du von meinem Predigen hӓltst.

Katharina (resigniert): Na dann: predige, Doktor Martin!

Martin: Nichts, nichts haben wir verdient, Kӓthe! Gott gibt uns im Übermass, sei es weltliche Güter, oder sei es Gnade. Ist es nicht wunderbar, dass Gott uns Menschen liebt, obwohl wir soviele Fehler machen?

Katharina: So, wie ich dich liebhabe, obwohl dein Hirn – und dein Geldbeutel – wie ein Sieb sind?

Martin: Ganz genau! Wie kann ich das, was Gott mir so reichlich gibt, nur für mich behalten? Gnade, Liebe, weltlichen Reichtum: Gott hat es mir – uns – anvertraut, so dass wir gerecht und grosszügig damit umgehen.  Gott danke sagen kann jeder, der Zunge sind keine Grenzen gesetzt. Aber wenn der Dank aus ganzem Herzen kommt, so geben wir etwas an Gott zurück. Und wo finden wir Gott?

Katharina: In unserem Nӓchsten. In der Witwe Seiler. Im blinden August. Sogar in unserem Freund Bugenhagen. Und allen anderen, die unsere Hilfe brauchen. (Seufzt). Hast ja recht, Martin. (Hӓlt den leeren Geldbeutel hoch). Aber wie bezahlen wir jetzt unseren Freund Kaufmann Kӧppe? (Schelmisch) Soll er etwa Hopfen und Malz wieder mitnehmen? Aber dann kann ich dir nicht dein liebstes Bier brauen.

Martin: Oh, nein! Das wӓre ein grosses Ungück! Kein Bier?!

Katharina (schaut sich um, greift nach einem Silberkelch und zeigt ihn Martin): Weisst du noch, welcher Fürst uns diesen Kelch zur Hochzeit geschenkt hat?

Martin: Phillip von Hessen vielleicht? Oder doch der Kӧnig von Dӓnemark?

Katharina: Nun, diese hochgeborenen Herren werden wohl kaum vorbeikommen und ihn vermissen, wenn er im Pfandhaus landet, oder? Bier ist besser als dieses nutzlose Gerӓt.

Martin: Meine kluge Kӓthe! Wenn ich dich nicht hӓtte!

Katharina: Aber sei vorsichtig! Soviele kostbare Kleinode haben wir nicht mehr, die ich in klingende Münze umsetzen kann!

Martin: Gott wird’s schon geben.

Katharina: Dein Wort in Gottes Ohr!

 

(Martin und Katharina verlassen die ‚Bühne‘.)