‘Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war wüst uns leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.’ 1. Mose 1, 1-2 Lutherbibel

Als Christen und Christinnen sprechen wir manchmal davon, daβ wir und während der Passionszeit auf einer Reise durch die Wüste befinden – die harten und dürren Zeiten in unserem Leben, in welchen wir uns nach Gott sehnen mögen, wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt. Dies ist eine Zeit, in der wir als Gläubige über jene Dinge reflektieren, welche von der Gesellschaft zumeist vermieden werden: Sünde, Buβe, Leiden, Sterblichkeit und Tod – und vor allem gedenken wir während der Passionszeit des Todes Jesu Christi.

Nun verbbinden wir normalerweise den Begriff ‘Wüste’ nicht mit Wasser – ist Wasser nicht lebensspendend und somit das Gegenteil von Wüste? Doch es scheint, als sei zuviel Wasser auch nicht gut. Hier in Kalifornien wissen wir ja ein Lied darüber zu singen: nach mehreren Jahren Dürre kommt dann mal ein Winter mit sintflutartigen Regenfällen, die dann Fluten und Zerstörung bringen. Zuwenig Wasser ist nicht gut – aber zuviel ist auch schlecht.

Wenn wir uns den Anfang der Schöpfungsgeschichte im 1. Buch Mose betrachten, so sehen wir, daβ die Erde hier wüst und leer ist – ein ‘Tohuwabohu’, wie e sim Hebräischen so schön heiβt. Die Erde ist also ein Ort des Chaos. Da gibt es Wasser, viel Wasser, wie es scheint, und Gottes Geist schwebt darüber. Dieses wässrige Tohuwabohu ist die ironischerweise die Wüste zu Beginn aller Zeiten.

Wasser, das potentiell lebensgebende Element, existiert – doch muβ es noch an seinen ordentlichen Platz verwiesen werden, bevor Leben geschaffen uns erhalten werden kann (und dies packt Gott dann auch gleich am ersten Schöpfungstag an). Ohne solch eine Ordnung gibt es nur Chaos und Leblosigkeit.

Nun sagt es etwas über Gottes Vorsehung aus, als er gamz am Anfang eine wässrige Wüste erschafft – eine Wüste, die das Potential für Leben in sich trägt. Leben ist von Anfang an Gottes Plan und Gottes Wille.

Wir befinden uns auf einer Reise durch die Wüste, einer schweren Zeit, in der uns vieles bewuβt wird, was wir wohl sonst gerne vermeiden würden. Mögen wir das Potential der Wüste erkennen, die den Keim des Lebens in sich trägt. Mögen wir erkennen, daβ jedes Chaos mit etwas Ordnung und Disziplin in etwas verwandelt werden kann, das Leben schenkt und Leben erhält. Mögen wir die Wüste – die wüsten Zeiten und Situationen in unserem Leben – als etwas erleben, das den Schlüssel zu Erneuerung und einem neuen Leben hält.

 

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