Zwei Deutungen von einem Gleichnis vom König der einem Hochzeitsfest für seinen Sohn Ausrichtete: Gepredigt in der St. Matthäusgemeinde in San Francisco, 10/15/2017

Die Evangelisch-Lutherische St. Matthäusgemeinde,

San Francisco, am 18. Sonntag nach Trinitatis, 15. Oktober, 2017

Jesaja 25:1-9 Psalm 23 Philipper Brief 4:1-9 Matthäus 22:1-14

Zwei Deutungen von einem Gleichnis

Liebe Gemeinde,

es freut mich sehr, dass ich heute Morgen für Euch predigen darf, denn diese Gemeinde feiert noch Gottesdienst auf Deutsch, vielleicht als die einzige Gemeinde in San Francisco. Gibt es auch noch eine Katholische Kirche die Ihre Messe auf Deutsch feiert? [Die Gemeinde sagte nicht mehr. Daher ist die St. Matthäusgemeinde jetzt einzigartig]. Ich bin in Erfurt geboren und Deutsch ist meine Muttersprache, aber ich bin mit drei ein-halb Jahren herübergekommen und daher kann man bestimmt das englische in meinem Deutsch hören.

Spät am Dienstag ist unsere Familie eben aus Deutschland zurückgekommen, wo wir eine gute Reise durch die Lutherstädte gemacht haben. Wir waren fünf Tage in Wittenberg, besuchten die Stadt Kirche wo Luther gepredigt hat und die Schloss Kirche, wo er die 95 Thesen an der Tür genagelt hat. Die Kirchen waren so prächtig, dass wir über ihrer Schönheit nur staunen konnten. Sonntags waren die Kirchen auch voll, mit Kindern und junge Leuten, was wir nicht erwartet hatten. Wir haben eine Kirche nach der Anderen besichtigt und eine war weiß und hell, wie diese, aber die gewölbte Decke war viel höher, vielleicht zwei Mal so hoch. Es war die baroque St. Nikolaikirche in Leipzig. Wir waren im schwarzen Kloster wo Luther und Katharina von Bora wohnten; auch im Augustiner Kloster in Erfurt, auch in der Wartburg in der Nähe von Eisenach und so viel mehr.

Für meinen Sohn Mark und mich war diese Reise echt angebracht, weil wir ein Luther Musical geschrieben und komponiert haben. Jetzt schwimmen wir in seine Geschichte. Wir haben über zwei Tausend Bilder geknipst und werden viele in unserer Vorführung benutzen. Die Vorführung von unserem Luther Musical wird im neuen Lokal von unseren Prediger Seminar, d. h., PLTS in Berkeley stattfinden, am 18 und 19 November. Die Hering Fässer woraus die Nonnen am Ende springen werden um zu heiraten sind schon bereit, denn wir werden vieles zu lachen haben, sowohl als auch das Evangelium in Luthers eigenen Worten in allem Ernst verkündigen. Sie sind herzlichst eingeladen. Ich habe es noch nicht auf Deutsch übersetzt. Na, ich hoffe, das kommt noch.

Nun, genug damit und jetzt zum Text. Das heutige Gleichnis von Jesus ist etwas schwer zu deuten. Es gibt eine klassische Deutung und eine ganz andere, die ich neulich von einem Freund bekommen habe. In der ersteren Deutung steht der König allegorisch für Gott und das Hochzeit Mahl für seinen Sohn, obwohl nichts weiter über ihn gesagt wird. In dieser Deutung ist das Fest die wunderbare, endzeitliche Mahlzeit, die Jesaja vorausgesagt hat und die ersten Gäste die nicht kommen wollten, sind die Pharisäer und Schriftgelehrten, d. h., die Juden die Jesus nicht akzeptieren wollten, obwohl sie die Auserwählten Gottes waren.

Der wütende König bringt sie um und setzt ihre Stadt im Flammen – das soll allegorisch für den Fall Jerusalems im Jahre 70 stehen, wo Titus den Tempel vernichtet hat. Danach gebot der König, dass die Sklaven Alle in den Straßen einladen sollten, die guten und die bösen. Bald darauf kommt der König und besichtigt seine Gäste und erwischt einen der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er lässt seine Hände und Füße binden und ihn in die Finsternis werfen, wo es Heulen und Zähneklappern gibt. Am Ende, „Viele werden berufen aber wenige sind auserwählt.“ Diese Worte sind offensichtlich nicht leicht zu verstehen.

Viele wurden berufen oder eingeladen aber sind nicht gekommen. Danach haben die Sklaven viele versammelt: Gute und Böse. Warum steht da, wenige werden auserwählt und was bedeutet es dass einer kein Hochzeitsgewand anhatte und warum hat der König ihm das so übelgenommen?

Kommentare meinen, dass er schmutzige Arbeitskleidung anhatte und gewöhnlich hat ein König Hochzeitsgewände ausgegeben, oder jemand konnte solche weiße Kleidung von anderen leihen. Es ist aber schwer zu erklären warum ein Mensch von der Straße der eben eingeladen worden war und kein Hochzeitskleid anhatte, warum er stumm blieb, und warum der wütende König solchen Anstoß genommen und ihn so sehr gestraft hat.

Man könnten sagen, dass Jesus‘ Beschreibung realistisch für die Könige seiner Zeit war. Wir haben natürlich auch solche Tyrannen zu unserer Zeit: Dauerte, Erdogan, Putin, Assad, um nur einige zu nennen. Damals war es Herodes, der all die Kinder Bethlehems ermordet hat um das Christkind zu töten. Als er im Sterben lag, wusste er das keiner um ihn trauern würde. Da hat er befohlen einige beliebte Älteste von Jerusalem zu töten, damit alle Leute trotzdem trauern sollten. Was für ein Tyrann!

Ist Gott wirklich so wie dieser König im diesen Gleichnis von Jesus? Würde Gott die Leute die nicht zu ihm kommen, umbringen und ihre Stadt verbrennen? Dieser Gott ist nicht der liebe Herr-Gott den wir durch Jesus Christus kennen. Ist nicht unser Gott ein Gott der unbedingten Liebe, der uns durch seinen lieben Sohn sieht, der sein Sohn in uns sieht, und aus (ungefärbte) Liebe, nichts was wir sündiger-weise tun überhaupt anschaut? Der, wie das Herz Jesus, seine Feinde liebt und unsere Sünden gegen ihn nicht sieben Mal, sondern siebzig Mal sieben Mal vergibt? Und uns treu bleibt obwohl wir Ihn oft leugnen, wie Peter es drei Mal tat, und wie wir auch manchmal untreu Gott gegenüber sind.

(Wir sollten keinen Taschenrechner haben. Sieben Mal siebzig gibt 490. Neulich hab ich meine Frau ermahnt dass es das 489ste Mal war. Ein Witz, nicht wahr? Die Liebe Gottes währet ewiglich, wie es im Psalm heißt. Welche Sünde war schwerer als dass wir Gottes Sohn mit Nageln am Kreuz geschlagen haben und Jesus sagte: „Vater, vergib ihnen. Sie wissen nicht was sie tun.“ Solche Liebe und solche Vergebung kann unsere Herzen zutiefst berühren.

In unserem deutschen Text hat man so übersetzt: „Das Himmelreich gleicht einem König der ein Hochzeitsfest für seinen Sohn feiern wollte.“ Das griechische Wort HOMOIOΩ kann man auch als „vergleichen“ übersetzen, wie es im englischen Text auch getan wird. Wir sollen daher diesen brutalen König und sein Königreich mit Gottes Himmelreich „vergleichen.“ Dann sehen wir, dass dieser König ein brutaler Tyrann ist der nicht mit Gott dem Vater unseres Herrn Jesus Christus zu vergleichen ist, sondern das ganze Gegenteil vom Himmelreich Gottes darstellt. Das Herz unseres Gottes ist voller Liebe und Gnade. Seine Vergebung und Gnade ist höher als die Berge und seine Liebe ist tiefer als das Meer. Seine Liebe und Gnade sind ungreifbar und daher können wir mit dem heiligen Paulus singen: „Freut Euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet Euch!“

In dieser Deutung des Gleichnisses hat derjenige der kein Hochzeitsgewand trug, gegen diesen brutalen Tyrannen Widerstand geleistet, denn ein Tyrann liebt sein Volk nicht, ist kein guter Hirte, sondern bringt seine eigenen Leute um. Er ist wie ein Erdogan, Duarte, Putin, ein Assad, der lieber sein ganzes Land vernichtet und jeden Gegner im Volk umbringt als dass er seine Macht aufgibt.

Wer ist denn dieser der vor dem König stumm bleibt? Der kein Hochzeitsgewand für einen brutalen Tyrannen tragen will? Eigentlich haben wir hier ein Zweites Gleichnis, denn dieser ist Jesus selbst, der Widerstand leistet, der gegen solch Tyrannei protestiert und zu diesem König sagt: „Du bist nicht Gott und dein Königreich ist keineswegs gleich mit Gottes Himmelreich, sondern das direkte Gegenteil. So viele werden berufen aber wenige, hier nur einer als ein Auserwählter leistet Widerstand.

Zum Beispiel, es gab viele Deutsche die Christen waren aber wenige die gegen Hitler Widerstand geleistet haben.

In der letzten Woche als wir Weimar besichtigt haben, hat unser Reise Führer uns durch Buchenwalds Konzentrationslager geführt. Im schönen Buchenwald bei Weimar mussten die Gefangenen selbst das Lager bauen, d.h., im Wald vor Weimar, die Stadt von Goethe und Schiller, Hauptstadt der deutschen Kultur. In Weimar hat man auch zuerst die Todesanzeigen vom Lager eintragen müssen bis die S.S. es selbst in Buchenwald übernommen haben. Haben die Christen in Weimar Widerstand geleistet? Als der Rauch vom Krematorium die Stadt bedeckte, genauso wie der Rauch von den Flammen des Feuers jetzt in Petaluma, Napa, und Santa Rosa uns hier bedeckt – O Herr-Gott, hilf uns und allen die Feuersnot leiden – aber zurück zu Weimar: haben die Leute von Weimar protestiert? Sie haben nur protestiert, dass sie nichts vom Lager wussten. Klar, aus Angst haben sie alles verneint, verleugnet. Es ist gefährlich in einer Tyrannei zu viel zu wissen. Und die wenigen Auserwählten die Widerstand geleistet haben, haben die Nazis in die tiefste Finsternis geworfen, wo Heulen und Zähneklappern die Tagesordnung war.

Der lutherische Pfarrer Paul Schneider war einer der wenigen Auserwählten. Bei der Beerdigung eines Hitlerjungen, hat ein Nazi Beamter gesagt dass der Junge jetzt im himmlischen Sturm des Horst Wessel eingetroffen war. Pr. Schneider widersprach ihn: „Ob es ein himmlischer Sturm von Horst Wessel gibt, wisse er nicht, aber der liebe Gott habe ihn gesegnet und in seinem Himmelreich empfangen.“ Bald danach wurde Pr. Schneider verhaftet. In Buchenwald hat er aus dem Fenster seiner Zelle gepredigt „Nach Folter und Tod gibt es die Auferstehung!“ um den Gefangenen Mut zu geben predigte er weiter bis sie ihn ermordet haben.

In diesem Gleichnis von Jesus bleiben wir etwas hängen, denn die Auferstehung von Jesus wird nicht erwähnt. Jesus ist in die Finsternis geworfen worden – wie es ein Tyrann verstehen würde – aber dann kam er zu uns als Licht der Welt. Und er scheint in unserer Finsternis, und die Finsternis kann sein Licht nicht löschen, noch seine Freude in unserem traurigen Jammertal überwältigen. Man hat auch Jesus ein ungenähtes, von oben bis unten gewobenes Gewand ausgezogen, wie einen Hochzeitsgewand, nicht wahr? Und er blieb stumm, wie ein Lamm, das zum Schlachtbank geführt wird. Und so ist er das einmaligen Opfer für die Sünden der Welt geworden um uns zu vergeben. Aber dann hat ihn Gott auferweckt und was noch nicht in diesem Gleichnis gesagt wird, er wird Auferstehen von den Toten am dritten Tag.

Daher ist das Hochzeitsfest in diesem Gleichnis noch nicht das Endzeitliche Mahl des Himmelreichs selbst. Denn Jesus führte keine militärischen Feldzüge, sondern heilende Feldzüge um guten Willen und Lebensfülle zu bringen. Sein Leib ist unsere Nahrung für das ewige Leben; sein Blut ist voller Liebe für uns vergossen. Sein lieber Gott Vater wird, im großen und herrlichen Hochzeits Mahl, die Hülle von allen Völker abnehmen, wie eine Decke, und den Tod wird er auf ewig verschlingen. Dann wird es keine Tränen und kein Sterben mehr geben, denn sein sanftes und gnadenvolles Reich wird kommen und sein Wille wird hier auf Erden geschehen wie im Himmel. Amen.