Reflektion zur Passionszeit – Veränderungen; 22. Februar 2016

 

serenity

 ‚Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille… Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.’

 Römerbrief 12,2 und 12

 

‚Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.‘

Reinhold Niebuhr

 

Dieses Gebet, das wir auch als ‘Gelassenheitsgebet’kennen, ist eines der bekanntesten Gebete der Neuzeit. Viele Selbsthilfegruppen haben dieses Gebet adoptiert als ein Mittel, mit Suchtkrankheit auf realistische Art und Weise umzugehen.

 

Aber man muß nicht an einer Sucht leiden, um Trost und Stärke in diesem Gebet zu finden. Wir alle haben es erlebt, daß wir keine Gewalt über viele Dinge haben. Z.B. können wir es nicht erzwingen, daß uns jemand liebt. Obwohl wir unsere Kinder so gut es geht aufziehen, können wir sie doch nicht vor allem Unheil und Schmerz bewahren. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, um eine Situation noch einmal zu durchleben – und womöglich diese Mal eine bessere Entscheidung zu treffen. Wir mögen ein Leben verlängern könnnen, doch können wir dem Tod nicht entrinnen.

 

Da gibt es nun einmal Dinge, die wir nicht ändern können, und anstelle uns darüber verrückt zu machen, zu verzagen oder uns endlos Sorgen zu machen, sind wir viel besser dran, wenn wir bestimmte Umstände einfach akzeptieren und unseren Frieden mit ihnen machen (oder zumindest einen Waffenstillstand halten). Oder, wie der Apostel Paulus sagt, wir sollten stets fröhlich in Hoffnung sein, geduldig in Trübsal, und beharrlich im Gebet. Das Leben schwappt in Wellen über uns hinweg, die manchmal sanft und seicht, aber dann auch wieder gewaltsam und heftig sind, und wir lassen uns am besten von jeglicher Welle tragen, anstelle dagegen anzukämpfen.

 

Auf der anderen Seite haben wir schon Macht über so eingie Dinge in unserem Leben. Wenn wir krank sind, müssen wir nicht aufgegeben, sondern können uns in Behandlung geben. Eine Person, die an Sucht leidet, hat die Macht, Hilfe zu suchen. Wir mögen nicht in der Lage sein, allen Hunger in der Welt zu beenden, doch könnne wir manchen zu essen geben. Wir mögen nicht in der Lage sein, Weltfrieden zu stiften, doch könnnen wir in unserem Umkreis für Gerechtigkeit und Respekt eintreten. Anstelle uns hinter Resignation zu verstecken, sollten wir unser Potential ausschöpfen und Verantwortung für das übernehmen, was wir zum Besseren ändern können. Und möge Gott uns die Weisheit schenken, zwischen Situationen, in denen wir machtlos sind, und Situationen, in denen wir etwas tun können, zu unterscheiden.

 

Als Kirche müssen wir lernen, daß sich die Gesellschaft verändert hat, und daß wir nichts tun können, damit eine andere Generation ‘so wird wie wir’. Wir müssen anerkennen, daß Dinge, die in der Vergangenheit funktioniert haben, heute eben nicht mehr unbedingt zu Erfolg führen. Wir brauchen Gelassenheit, um diesen Umbruch zu akzeptieren, und auch in Zukunft fröhlich in Hoffnung zu sein. Was wir allerdings tun könnnen, ist, uns Gottes wandelbarem Geist zu öffnen und in der Verkündigung der Liebe Gottes kreativ zu werden.

 

Übrigens ist das Gelassenheitsgebet, wie wir es heute zumeist kennen, eine abgekürzte Form. Niebuhr schrieb ursprünglich (und möge dies unser Gebet für die Passionszeit sein):

 

‚Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

 

Tag für Tag zu leben,

den Moment zu genießen,

Schwierigkeiten als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren,

die sündige Welt so anzunehmen,

wie Jesus sie annahm-

nicht, wie ich sie gerne hätte-

darauf vertrauend, daß du alle Dinge recht machen wirst,

wenn ich mich deinem Willen füge,

so daß ich recht glücklich in diesem Leben sein kann,

und überaus glücklich auf ewig mit dir im nächsten.

Amen